Anamnese und körperliche Untersuchung
Am Beginn jeder Untersuchung steht die ausführliche Anamneseerhebung (Aufnahme der Krankengeschichte) und körperliche Untersuchung. Im Anamnesegespräch zwischen Patient*in und Ärztin / Arzt werden Informationen über die Beschwerden, die Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme, dieLebensumstände sowie die Familienanamnese (Erkrankungen und Besonderheiten innerhalb der Familie) des / der Patient*in gesammelt. Die körperliche Untersuchung kann erste Hinweise auf eine mögliche Erkrankung geben, z.B. durch Abtasten bzw. Auskultation („Abhören“) des Bauchs hinsichtlich der Darmgeräusche mittels Stethoskop oder Palpation, als auch das Abtasten und Ertasten der Leber hinsichtlich ihrer Größe und Beschaffenheit.
Stuhluntersuchung
Stuhluntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik von Magen-Darm-Erkrankungen und dabei einfach und schmerzfrei durchzuführen. Bei einer Stuhluntersuchung kann analysiert werden, was insbesondere im Dünn- und Dickdarm vor sich geht. Denn die Stuhlproben können nicht nur auf Krankheitserreger (z. B. Salmonellen, Parasiten), Blutbeimengungen oder Fettgehalt sowie Verdauungsrückstände untersucht werden, sondern auch die Abklärung von Unverträglichkeiten oder Allergien ist mittels Stuhluntersuchung möglich. Darüber hinaus geben besondere Laboranalysen des Stuhls Aufschluss darüber, welche Bakterienstämme im Darmmikrobiom angesiedelt sind und in welchem Verhältnis. Außerdem können bestimmte Parameter des Stuhls untersucht werden, die Hinweise auf (Mikro)entzündungen oder ein sogenanntes „LeakyGut“ (zu Deutsch: „löchriger Darm“) geben und damit eine Durchlässigkeit des Darms besteht.
Laboruntersuchungen
Im Blut können ebenfalls wichtige Hinweise auf eine mögliche Erkrankung oder Verdauungs- und Stoffwechselstörungen gefunden werden. Hierbei werden beispielsweise Entzündungswerte, Leberwerte oder der Eisen- und Vitamin-B12-Status und weiters Blutzucker bestimmt. Ebenso können Antikörper-Tests durchgeführt werden, um bestimmte Erkrankungen oder Autoimmun-Prozesse auszuschließen oder zu bestätigen.
Ultraschall
Ultraschall wird häufig eingesetzt, um den Magen-Darm-Trakt zu untersuchen. Dabei werden Schallwellen verwendet, um Bilder des Magens, des Dünndarms, des Dickdarms, der Gallenblase und der Leber zu erzeugen. Ultraschall ist nicht-invasiv (wird nur äußerlich angewendet), ist schmerzfrei, und es wird keine Röntgen-Strahlung verwendet.
Röntgen
Die Röntgenuntersuchung des Magen-Darm-Trakts wird als Kontrastmittel-Untersuchung durchgeführt. Dabei wird dem / der Patient*in ein Kontrastmittel verabreicht, das es ermöglicht, den Verlauf des Magen-Darm-Trakts auf den Röntgenbildern zu erkennen. Die Untersuchung wird vor allem bei Verdacht auf Verengungen, Tumore oder Entzündungen eingesetzt.
Endoskopie
Die Endoskopie ist eine Untersuchungsmethode des Verdauungstrakts, bei der ein dünner Schlauch mit einer Kamera und einer Lichtquelle über den Mund oder den After in den Magen-Darm-Trakt eingeführt wird. Die Endoskopie ist das wichtigste diagnostische Verfahren in der Gastroenterologie. Sie ermöglicht es, Schleimhautveränderungen, Entzündungen, Geschwüre sowie Blutungsherde oder Tumore zu erkennen. Dabei können direkt schon Gewebeproben entnommen oder vorhandene Polypen entfernt werden. In der Endoskopie unterscheidet man die Gastroskopie („Magenspiegelung“), welche der Untersuchung des Magens dient, und die Koloskopie („Darmspiegelung“), die für die Untersuchung des Dickdarms eingesetzt wird.
Die Untersuchung ist in der Regel schmerzfrei und wird unter lokaler Betäubung oder auch unter Vollnarkose durchgeführt. Jedoch ist eine gewisse Vorbereitung durch den Patienten / die Patientin vor einer Magen- oder Darmspiegelung nötig, damit keine Speisebrei- oder Stuhlreste in den Organen die Untersuchung behindern.
Konfokale Laserendomikroskopie (neue Untersuchungsmethode)
Die konfokale Laserendomikroskopie (kurz: „KLE“) ist eine neue und zuverlässige Untersuchungsmethode der Medizintechnik, welche die Durchlässigkeit der Darmbarriere sichtbar macht. Bei dieser endoskopischen Untersuchung kann die Darmschleimhaut mit einem speziellen Lasermikroskop bis zu 1.000-fach vergrößert werden. Mit Hilfe dieser hochauflösenden Aufnahmen lässt sich die Funktion der Darmbarriere sehr gut beurteilen. Außerdem können mit dieser Untersuchungsmethode zuverlässig Lebensmittelunverträglichkeiten diagnostiziert werden.
Proktoskopie und Rektoskopie
Proktoskopie und Rektoskopie sind ein Teilbereich der Endoskopie. Die Proktoskopie (auch Anoskopie, Analspiegelung oder Enddarmspiegelung genannt) untersucht den Analkanal und Enddarm bis zu einer Tiefe von etwa 20 cm. Wird der Analkanal und Enddarm bis etwa 30 cm untersucht, so spricht man von einer Rektoskopie. Diese Untersuchung wird vor allem bei Hämorrhoiden, Polypen oder Entzündungen im Anal- und Enddarmbereich eingesetzt und ist in der Regel ohne größere Vorbereitungen durchführbar.
Endoskopische Retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)
Die ERCP ist eine diagnostische Untersuchung, die verwendet wird, um die Gallenwege und den Pankreasgang (Ausgänge für die wichtigen Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse) zu untersuchen. Dabei wird ein flexibler Schlauch mit einer Kamera am Ende durch den Mund eingeführt, um die Öffnungen der Gallen- und Pankreasgänge zu identifizieren. Mit dieser Technik können auch Gallensteine entfernt werden.
Computertomographie (CT)
Die CT ist ein spezielles 3D-Bildgebungsverfahren, das verwendet wird, um detaillierte Bilder des Körpers bzw. der Organe zu erstellen. Dabei wird eine rotierende Röntgenröhre verwendet, um Schnittbilder des Körpers aus verschiedenen Winkeln zu erzeugen, um sich somit ein genaues Bild des Organs und der angrenzenden Körperstrukturen zu verschaffen. Die CT kann ebenso verwendet werden, um andere Organe wie die Leber und die Bauchspeicheldrüse zu untersuchen.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die MRT (auch Kernspintomographie genannt) ist ein Bildgebungsverfahren, das ein starkes Magnetfeld und Radiowellen verwendet, um detaillierte Bilder des Magen-Darm-Trakts zu erstellen. Im Gegensatz zur CT ist der Körper bei der MRT keiner Strahlenbelastung ausgesetzt. Die MRT kann – wie die CT dazu verwendet werden, um andere Organe wie die Leber und die Bauchspeicheldrüse zu untersuchen.
Doppelkontrast-Röntgenuntersuchung
Die Doppelkontrast-Röntgenuntersuchung ist ein diagnostisches Verfahren zur Darstellung von Hohlorganen wie Magen, Dickdarm, Speiseröhre, aber auch Harnblase, Luftröhre und Bronchien. Bei der Doppelkontrastuntersuchung werden ein positives (Jod, Barium) und ein negatives Kontrastmittel (Luft, Kohlendioxid) eingesetzt. Die Beurteilung kann dann durch die Röntgenstrahlen und aufgrund der Kontrastmittel eindeutiger gewährleistet werden. Denn positive Röntgenkontrastmittel halten die Röntgenstrahlen zurück, während negative Röntgenkontrastmittel sie ungehindert durchlassen.
Wird beispielsweise der Magen untersucht, muss der Patient / die Patientin die Kontrastmittel auf nüchternen Magen trinken. Bei einer Untersuchung des Dickdarms erfolgt zuerst eine Darmspülung, bevor die Kontrastmittel als Darmeinlauf in den Dickdarm verabreicht werden. Die Kontrastmittel legen sich als dünner Belag an die Organwand und machen somit Veränderungen der Schleimhaut sichtbar.
Diese Übersicht soll einen Überblick über die häufigsten Untersuchungs- und bildgebenden Diagnostikverfahren geben. Dabei muss man sagen, dass nicht immer alle Diagnostik- und Untersuchungsverfahren zum Einsatz kommen. Vielmehr wird Ihr Arzt / Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen, welche Untersuchungen – je nach individuellen Symptomen und Beschwerden – relevant sind, um eine eindeutige Krankheitsdiagnose zu stellen.
„Ist Ihr Darm noch ganz dicht?“
Die konfokale Laserendomikroskopie: die Durchlässigkeit der Darmbarriere mit modernster Medizintechnik sichtbar machen
Um unseren Körper vor Krankheitserregern und Fremdstoffen zu schützen, verfügt unser Darm über mehrere Abwehrmechanismen, auch Darmbarriere genannt. Verschiedene Bakterien, Medikamente, Alkohol oder Nikotin können die Darmbarriere schädigen und so ihre Durchlässigkeit erhöhen.
Eine geschwächte Darmbarriere und somit eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (auch „Leaky Gut“ - engl. für undicht bzw. Darm) wird heute mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Störungen in Verbindung gebracht – beispielsweise mit Allergien und verschiedenen Darmerkrankungen wie Reizdarm oder Colitis ulcerosa. Daher ist es sinnvoll, bei anhaltenden Verdauungsbeschwerden den Zustand der Darmbarriere prüfen zu lassen, da dieser für die jeweilige Behandlung der jeweils vorliegenden Erkrankung von Bedeutung sein kann.
Mit dem neuen Lasermikroskop – auf der Spur von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Der Arzt / die Ärztin kann eine Durchlässigkeit der Darmbarriere anhand verschiedener Untersuchungen feststellen. Ein neues und sehr zuverlässiges Verfahren, das bisher aber nur an wenigen Zentren in Deutschland durchgeführt wird, ist die sogenannte „konfokale Laserendomikroskopie“ (KLE). Bei dieser endoskopischen (d.h. „in-den-Körper-hineinsehenden“) Untersuchung kann die Darmschleimhaut nicht-invasiv – also ohne Schmerzen oder Gewebeentnahme – mit einem speziellen Lasermikroskop bis zu 1.000-fach vergrößert werden. Mit Hilfe dieser hochauflösenden Aufnahmen lässt sich die Funktion der Darmbarriere sehr gut beurteilen.
Außerdem können so Reaktionen des Darms auf mögliche beschwerdeauslösende Lebensmittel direkt sichtbar gemacht werden: Die Nahrungsmittel werden während der Endoskopie auf die Darmschleimhaut aufgebracht. Über ein Kontrastmittel lässt sich dann erkennen, ob sich nach dem Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln die Durchlässigkeit der Darmbarriere erhöht, der Darm also empfindlich darauf reagiert. Ein Verzicht auf diese Nahrungsmittel kann dann bei den Betroffenen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führen. Bei Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ermöglicht dieses Verfahren z.B. eine Prognose des weiteren Krankheitsverlaufes, so dass der Arzt / die Ärztin die Therapie entsprechend anpassen kann. Auch bei anderen Darmerkrankungen sollte bei einer erkannten Schädigung eine Stabilisierung der Darmbarriere angestrebt werden, da eine erhöhte Durchlässigkeit verschiedene Beschwerden wie z. B. Durchfälle verursachen kann.